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Jeder Mensch kann ein guter Ally sein
HM-Professorin Anna Svea Fischer über allyship, Sichtbarkeit und Unterstützung für transidente Hochschulangehörige
21/06/2024
Anna Svea Fischer ist Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fakultät für Informatik und Mathematik. 2020 machte sie ihre Transition öffentlich. Im Interview erzählt sie von allyship, Sichtbarkeit und was Hochschulen zur Unterstützung tun können.
HM: Warum ist gelebte Diversität so wichtig?
Nach meiner Transition habe ich auch negative Reaktionen erwartet. Ich rechnete zum Beispiel damit, als Frau im MINT-Bereich als weniger kompetent wahrgenommen zu werden. Doch das Gegenteil war der Fall. Ich erhielt mehr Anfragen für Masterarbeiten, besonders von Frauen. Ich habe auch viele Rückmeldungen von Menschen bekommen, denen meine Geschichte Mut gemacht hat. Role Models sind sehr wichtig. Auch ich hatte damals im Internet nach transidenten Professor:innen gesucht, aber niemanden gefunden. Es wäre für mich hilfreich gewesen. Deshalb habe ich begonnen, mich ausführlich mit Diversität zu beschäftigen und für mehr Sichtbarkeit einzutreten.
HM: Wie kann in der Arbeit und an Bildungseinrichtungen ein inklusiveres Umfeld für Transpersonen entstehen?
Notwendig sind klare und gut sichtbare Anlaufstellen. An unserer Hochschule ist das zum Beispiel die Erstanlaufstelle Antidiskriminierung. Wichtig ist, dass sich die endsprechenden Anlaufstellen wirklich gut auskennen und Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen können. Daneben sind informelle Netzwerke hilfreich. Sie bieten Austausch und Unterstützung auf persönlicherer Ebene.
HM: Wie wichtig sind Allies und was können diese im Alltag an der Hochschule tun?
Allies sind wirklich entscheidend. Auch ich habe mir damals an der HM Verbündete gesucht, Menschen, die ich zuerst informiert habe. Allies bieten Unterstützung, hören zu und geben das Gefühl, mit den Problemen und Herausforderungen nicht allein zu sein. Den Schritt zu wagen und sich anderen anzuvertrauen gibt ein großes Gefühl der Stärke. Jeder Mensch kann ein guter Ally sein, wichtig dafür ist nur ehrliches Interesse und Verständnis.
Das Interview führte Svenja Killius